Corsair 1,20m, EPP, Baubericht von Jan
Den Wunsch nach was eigenem umgesetzt...

Nach dem ich über den Winter erfolgreich den Bau einer Focke Wulf 190 aus EPP gemeistert hatte, kam pünktlich danach der Bausatz der Corsair auf den Markt. Die positiven Materialeigenschaften von EPP, sowie die Absicht „was Eigenes“ zu bauen, festigten meinen Wunsch nach der etwas größeren und formschönen Corsair.

Als einer der ersten erhielt ich einen Karton mit den Bauteilen der „Prototypen-Serie“. Nach öffnen des Kartons kamen einige sauber geschnittene, unlackierte EPP-Teile zum Vorschein, sowie eine tiefgezogene Haube. Ich hatte nur den „nackten Bausatz“ bestellt - ohne Anlenkungsteile etc. Da ich bereits mit der Focke ausreichend Erfahrung gesammelt hatte, und meine Hobbywerkstatt gut sortiert ist, verzichtetet ich auf Kleinteile. Für den halbwegs geübten Modellbauer ist diese „Materialsammlung“ kein Problem. Zudem liegt eine gedruckte, bebilderte Anleitung bei, die die meisten Fragen klären sollte. Auch das Forum hilft bei Fragen weiter. Um es vorne weg zu nehmen - der Bausatz und die Anleitung sind gut und ich möchte mich auf die von mir getroffenen Abweichungen zur Anleitung beschränken.

Der Bau begann mit der Versteifung der Tragflächen. Dazu habe ich entgegen der Anleitung ZWEI CFK-Stäbe je Fläche (a 4 mm Rohr) mit dünnflüssigem Sekundenkleber eingeklebt. Die dafür nötigen Langlöcher habe ich mit einem erhitzten Messingstab „eingeschmolzen“. Das Messing über einer Flamme heißmachen und vorsichtig ins EPP schieben. Bitte gut lüften und vorher üben - der Stab geht wie durch Butter!

Meine 2-Rohr-Variante ist ausreichend steif, leichter und bei der geringen Tragflächendicke einfacher einzubringen. Zusätzlich habe ich - wie bei meinen Shockys - einen CFK-Flachstab eingeklebt. Alles sehr solide und stabil. Das Gleiche übrigens auch im Seitenruder und im HR!

Auch die anfangs labbrigen QR wurden so ausreichend steif. Ich habe zwei Querruderservos à 5g verbaut (HXT500). So kann ich die QR differenzieren und Landeklappen setzen. Der Ausschnitt für den Motor wurde vergrößert und der Spant aufgeklebt. Abschließend wurden Kühlöffnungen eingebracht, eine Fotoattrappe aufgeklebt und der Motor gleich mit Sturz und Zug montiert.

Dann wurden die Rumpfteile verstiftet und verklebt. Zur Verstärkung des Heckteils und zur Führung der Seitenruderanlenkung wurde ein CFK-Rohr eingeklebt. Ein über einer Flamme erhitzter Stahldraht schmolz sich dazu butterweich durchs EPP. Das digitale 5g Heckservo (Conrad TS11) habe ich direkt unter das HR gesetzt um die Anlenkung präzise zu halten. Ich habe ein durchgehendes Höhenruder einem geteilten wegen der Stabilität und Präzision vorgezogen und dazu den Heckbereich des Rumpfes minimal verändert.


Kleine Keilförmige Ausschnitte ermöglichen nun den uneingeschränkten Bewegungsraum des Höhenruders.


Bei ersten Testflügen stellte sich zudem heraus, dass ein minimal vergrößerter Tiefenausschlag hilfreich beim Rückenflug ist!

Damit ich nicht für jeden Akkuwechsel die Tragflächen umständlich vom Rumpf losschrauben muss, habe ich auf der Oberseite vor der Kanzel eine Öffnung eingebaut. Vorne greift ein Holzstäbchen unter das EPP, hinten hält ein Magnet dicht! Diese Klappe endet in meinem Fall VOR der Kanzel!

Selbst Akkus der Grösse von 5 Ah passen durch diese Öffnung. An die Technik brauche ich i.d.R. nicht. Und wenn - kann ich die Fläche abnehmen. Ich habe die untere Flächenfixierung als solche belassen. Mittels eingeklebter Sperrholzverstärkungen lässt sich die Fläche sauber befestigen. (FOTO 22 Rumpf)

Alle RC-Komponenten wurden mit Klettband fixiert. Der Regler sitzt direkt vorne neben dem Motor. Das Seitenruderservo ist von oben zugänglich. Die QR-Sevos wurden auf der FlächenOBERseite in passend gefräste Öffnungen eingesetzt und optisch „versenkt“. Oben deshalb, um beim Landen auf Wiese - ohne Fahrwerk - keine Servos zu beschädigen.


Beim Betrachten der „Reststücke“ aus dem Baukasten kam mir eine spannende Idee zu deren Nutzung. Das runde, kegelförmige EPP-Stück aus dem Heckteil der Corsair wurde mittels Cuttermesser so geteilt, dass sich zwei Halbschalen bildeten, die ich unter die Flügelknicke setzte. Ist zwar nicht ganz „scale“ - aber stabilisiert diesen sensiblen Bereich ungemein. Darauf lande ich nun immer - und bislang hält alles bombenfest. Im Spass behaupte ich nun, dass es sich dabei um „geheime Spezialwaffen aus den Labors der „Area 51“ handelt“! Oder Zusatztanks - egal..! Ein paar Details, wie Maschinengewehr-Attrappen, Motorentlüftung etc. habe ich noch zusätzlich realisiert. Dann wurde lackiert.


Erst eine Grundierung aus verschiedenen Weiss- und Grautönen, dann die Unterseite in hellem Blau-weiss. Das Blau des Rumpfes ist eine Farbe aus dem Mercedes-Lacksortiment - mit ein paar „Einsprühungen“ anderer Blau- und Grautöne! Das Gelb der Flächenspitzen wurde gepinselt. Die Kennungen, Nummern etc. habe ich mittels Schablonen lackiert.


Das Cockpit ist aus dem Internet kopiert, auf dünne Transparentfolie ausgedruckt und mit Uhu-Por aufgeklebt. Die Haube habe ich seitlich mit Nadeln fixiert. Hält super und man kommt später noch mal dran, wenn man muss. Der Pilot wurde aus dem Aeronaut-Sortiment Dienstverpflichtet und nach dem „schminken“ seinem Arbeitsplatz übergeben!


Als „Highlight“ habe ich die Blechstöße und Öffnungen mit einem schwarzen Permanentmarker von Hand nachgezeichnet. Drei-Seiten-Ansichten aus dem Internet waren dabei hilfreich. Zum Schluss kamen noch ein paar Alterungsspuren mittels Pulver aufs „Blechkleid“. Das ganze habe ich abschließend alles mit seidenmattem Kunstharz-Klarlack überlackiert.

Und dann wars soweit...

Der Erstflug war problemlos. Ein paar Zacken Tiefe waren alle nötigen Korrekturen. Allerdings musste ich die Ruderwege gleich vergrößern. Meine waren deutlich zu klein – insbesondere am QR, wo kaum eine brauchbare Rolle rauskam!

Ansonsten läuft die Corsair wie auf Schienen. Geht senkrecht in den Himmel! Rollen gehen prima, Loopings laufen perfekt, Rückenflug ist absolut unkritisch und der Geschwindigkeitsbereich ist weit. Ich habe allerdings den Eindruck, dass (aufgrund des Materials EPP?) der Flieger ab einer gewissen Geschwindigkeit kaum mehr schneller wird – auch nicht mit deutlich mehr Leistung. Aber reicht für einen 120cm-Flieger allemal. Die Domäne ist ja auch „Scale“-fliegen! Und cruisen in Schrittgeschwindigkeit ist bei der Verwendung leichter Komponenten machbar! Ich lande meine Corsair (bei leichtem Gegenwind) quasi wie einen Hubschrauber! Einfach aushungern und absetzen! Auch in langsamen Kehren ist keine Abreiss-Tendenz festzustellen. Das halte ich für Anfänger-Tauglich!

Fazit: Ein Super-Spaßgerät mit tollen Flugeigenschaften!

Meine Technik:
- 4x5gr. Servos
- Spekrum-Empfänger, 5gr.
- Kontronik „Evo-Dancer“-Motor (92gr, 800kv)
- 35-A-Regler, 26gr.
- Kokam 3S/H5-1300 und 2100er Akkus, 127gr. Bzw.196gr.
- Ramoser 3-Blatt-Prop, (9,4‘‘Länge, etwa 10 Grad Steigung) - macht etwa 1200gr. Schub, bei ca. 60kmh und 27A und 290 Watt max. Eingangsleistung) GPS-Messungen ergaben eine Vmax. von etwas über 100km/h - und Mittelwerte um die 50 km/h. Kein „Heizer“ - aber ausgesprochen gutmütig und „scalig“
- Gewicht liegt bei 868 Gramm - mit 2100er Akku. Nach rund 12 min. Flugzeit wird gelandet und etwa 1600mA wieder eingeladen. Entspricht im Mittel ca. 8 A Belastung. Motor und Regler bleiben unbeeindruckt.

Meine Ruderwege:
- QR 20/14, Diff. 30%
- SR 30/30
- HR 12/8
- Flaps 70% hoch
- QR-SR-Mischer für „runderes“ Fliegen
- Alles mit Expo und D/R auf 70% schaltbar für „Cruisen“

Gruß, Jan Jütte, RC-Line-Forum „jan“