Schwimmer bekommen Surfbrett
Ein kleiner Keil wirkt Wunder...



Die Plattfuß-Schwimmer von Multiplex gleiten mit einem kleinen aufgeklebten Surfbrett elegant auf dem Wasser

[07/2014] Wasserflug macht Spaß und gibt dem Modellflug- hobby einen ganz besonderen Kick. Gerade das sanfte An- und Abwassern oder das rennbootähnliche schnelle Gleiten über die Wasseroberfläche üben immer wieder immensen Reiz aus. Dabei ist nicht nur das Geschick der Piloten gefordert, auch das Modell muss mitspielen. Ein Problemkind war die Mentor von Multiplex, ausgestattet mit den Originalschwimmern des Herstellers. Diese sind von Haus aus mit einer Stufe versehen und auf ihrer Unterseite ohne irgendein Profil einfach nur platt. Diese Form erzeugt zwar wenig Spritzwasser, doch dafür klebte die Mentor bei Starts und Landungen fast schon furchterregend fest im Wasser. Bei spiegelglattem See wollte sie einmal trotz sehr guter Motorisierung und Vollgas fast überhaupt nicht aus dem Wasser raus. Der Energieverbrauch war hoch und viele Starts und Landungen waren mit einer einzigen Akkuladung einfach nicht drin. Motor wie Pilot hatten ihre rechte Mühe – und schön anzusehen war das Ganze auch nicht. Es musste etwas geschehen – doch was?

Ratschläge von wasserkundigen Kollegen gab es reichlich. Sie reichten von Schwerpunkt verlagern über Stufe schärfen bis zum Schneiden einer Hohlkehle in die EPP-Schwimmer. Gesagt, getan – nur gebracht hat alles nicht viel. Bei der Recherche in älteren Modellbaumagazinen und im Netz ergab sich dann die überraschend einfache und bahnbrechende Lösung: Ein Surfbrett musste her. Mit der Stufe abschließend auf die platten Schwimmer geklebt, wirkte es wahre Wunder. Die Mentor war plötzlich in ihrem Wasserverhalten nicht wieder zu erkennen. Leicht und fast schon elegant gleitet sie jetzt mit Speed über die Wasseroberfläche, bei Starts und Landungen taucht sie weich aus und wieder ein. Ruckartig am Höhenruder ziehen zu müssen ist Geschichte. Lediglich bei Verdrängerfahrt kostet es nach wie vor ein bischen Mühe, bis sie auf Stufe geht und den Übergang vom Schwimmen zum Gleiten schafft. Auf Stufe angekommen, kann man das Gas sofort wieder ein gutes Stück zurücknehmen. Die Mentor beschleunigt trotzdem weiter und mit einem leichten Ziehen hat sie fast unbemerkt das Element gewechselt und ist in der Luft. Das kurze Flugvideo nach dem Umbau zeigt dies eindrucksvoll.

Wasserflug mit Srufbrett Video: Von Plattfuß-Schwimmern zur Wasserballerina [=> go ...] und mit Musik auf [=> utube]

Die Wahl der Qual beim Material
Das Surfbrett ist nichts anderes als ein kleiner Keil. Etwa halb so breit wie der Schwimmer und etwa 1,5- bis zweimal so lang wie breit. Wie hoch dieser Keil sein sollte, war leider nirgendwo beschrieben. Der intuitive Gedanke: Den Keil lieber etwas breiter und dafür nicht so hoch bauen. An ihrer Stufe sind die Multiplex-Schwimmer 108mm breit. Gewählt wurden daher 68mm für die Breite, 100mm für die Länge und 8 bis 9mm für die Höhe.
Wasserflug - Surfbrett
Die nächste Frage war: Aus welchem Material sollte der Keil hergestellt werden? Da es sich um EPP-Schwimmer handelt, wäre EPP der optimale Werkstoff gewesen. Zumal er sich mit Aktivator und Sekundenkleber nicht nur sehr fest, sondern zudem einfach und flächig aufkleben ließe. Doch ist geschnittenes EPP an seiner Oberfläche rauh – und damit für eine schnelle Gleitfahrt eher nicht geeignet. Holz kam auch nicht in Frage, es würde zu schnell aufquellen. Der Aufwand, ein GfK-Gelege zu laminieren, erschien zu hoch. Die Wahl fiel schließlich auf XPS, gemeinhin auch als Styrodur bezeichnet (wenngleich dies der Markenname für die von BASF hergestellten XPS-Platten ist). Abfälle davon findet man auf Baustellen, wenn Fensterstürze, Türen oder Keller wärme-isoliert werden. Ansonsten gibt es XPS-Platten in gut sortierten Baumärkten und auf jeden Fall im Baustoffhandel. XPS ist sehr fest, feinporig und einfach zu bearbeiten.
Wasserflug - Surfbrett
Die Platten lassen sich mit heißem Draht leicht schneiden. Wer diesen Aufwand scheut oder keinen heißen Draht hat, schneidet die Keile einfach mit einem dünnen scharfen Messer und verschleift sie anschließend mit einem Schleifklotz. Ein 120er Glasgewebe ergibt eine schöne und glatte Oberfläche. XPS hat nur einen Nachteil: Die schöne glatte Oberfläche ist sehr druckempfindlich, besonders gegen kleine, spitze Steinchen im Kiesbett des Uferbereichs. Damit die Keile längere Zeit durchhalten, müssen sie weiter behandelt werden. Wer will und kann, laminiert ein 25er Glasgewebe drauf. Wer sich mit Harz und Härter nicht so sehr anfreunden kann, greift alternativ zu einem wasserlöslichen Parkettlack. Wenn dieser mit etwas Leichtbauspachtel oder ähnlichem vermengt wird, hat man gleichzeitig auch noch einen hart werdenden Porenfüller für das Glasgewebe. Ist alles ausgehärtet, schleift man es mit einem 400er Papier glatt und lackiert es anschließend mit einem harten und kratzfesten Glanzlack.

Einfache Schneidevorrichtung
Für die Herstellung des Keils wurde auf dem Basteltisch eine einfache Schneidevorrichtung gebaut: zwei 9mm hohe Holzstäbchen als Abstandshalter, mit Schraubzwingen befestigt. Für die Schräge wurde der Wolframdraht einmal über das Holzstäbchen und einmal unter dem anderen Holzstäbchen durch gespannt. Ein herumliegender Trafo mit 3 bis 4V Wechselspannung reichte aus, um den Draht auf Schneidetemperatur zu bringen. Jetzt musste nur der zuvor passend geschnittene XPS-Streifen langsam und gleichmäßig durchgeschoben werden – und fertig war das Ausgangsmaterial für die beiden Keile. Mit dem Messer rechtwinklig auf 68mm Breite abgelängt und die Keile konnten aufgeklebt werden.
Wasserflug - Surfbrett
XPS darf auf keinen Fall mit einem Sekundenkleber geklebt werden! Dieser würde das Material sofort auflösen. Es sei denn, es handelt sich um einen für Styropor geeigneten Sekundenkleber. Alternativ und besser sind auf jeden Fall Zweikomponentenkleber wie zum Beispiel UHU Endfest. Ihre Aushärtungsphase ist länger, die Verklebung aber fester. Die Klebeflächen des Keils und Schwimmer hauchdünn einstreichen, dann den Keil fest aufdrücken und warten, bis der Kleber ausgehärtet hat. Wer sich nicht sicher ist und eventuell verschiedene Keile testen möchte, verklebt diese am Besten mit UHUpor. Für einen Probeflug hält das gut und man kann die Keile vor Ort mit einem scharfen Messer leicht wieder lösen, um die nächsten Probanten aufzukleben.
Die beiden Keile sind auf die Schiwmmer aufgeklebt
Wasserflug - Surfbrett
Die Mentor geht jetzt sehr leicht aus dem Wasser...
Wasserflug - Surfbrett
gleitet elegant darauf dahin...
Wasserflug - Surfbrett
und taucht weich wieder ein.
Wasserflug - Surfbrett

Fazit - Nachbau empfehlenswert.
Mit wirklich sehr geringem Aufwand und einer kleinen Modifikation ist ein sehr gutes Wassermodell gelungen, das viel Flugspaß bietet und mit einer Akkuladung deutlich mehr Starts und Landungen erlaubt als das Original.