BD5-Acrostar (100cm)
James Bond lässt grüssen - Eigenbau von Jan

Als ich vor vielen Jahren um ersten Mal den James Bond Film „Octopussy“ gesehen habe, war ich fasziniert von dem Miniatur Jet, den Bond in der Einstiegssequenz erst aus einem Pferdeanhänger ablässt und anschließend im Messerflug durch einen Militärhangar fliegt. Natürlich wurde bei diesen Aufnahmen getrickst – aber geflogen ist der Jet tatsächlich. Eigentlich ist es ein einsitziges, nur knapp 4m langes Selbstbauflugzeug. Also Modellbau im Maßstab 1:1! Der Baukasten wurde in den siebziger Jahren in Amerika an Enthusiasten verkauft, die sich damit in vielen hundert Arbeitsstunden den eigenen Traum vom Fliegen erfüllen wollten. Es gab die Standardvariante mit (Druck-) Propellerantrieb – und die „HighEnd-version“ mit einer Turbine. Damit war der Jet mehrerer hundert km/h schnell, was in Anbetracht der Größe wohl dem Ritt auf der Kanonenkugel glich. Das Militär nutzte die BD5 für Schulungszwecke und noch heute gibt es einige Modelle, die vereinzelt geflogen werden. Mit 4,9m bis 8,5m variierten die Spannweiten des Fliegers zudem sehr stark. Ich habe mich für die kleine Jet-Größe des Bond-Originals als Vorlage entschieden.

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Technische Daten / Meine verwendete Komponenten:
- Spannweite 100cm, Länge ca. 79cm
- Gewicht 540g (mit Kokam 3s/1300 H5 Akku)
- Motor: Kontronik Mini-Dander (46g, 2800kv),
- Kontronik Jazz Regler 40-A-Regler ,
- Kokam 3s/1300 H5 Akku, 127g
- APC 6x4-Prop, Graupner Spinner
- QR/SR/HR: 3x8g-Servos (Conrad „Modelcraft“, dig. TS12)
- Spektrum-Empfänger, 6100E, 5gr.

Der Bau
Zuerst besorgte ich mir wie üblich Abbildungen, Linienrisse und Fotos des Originals aus dem Internet. Im amerikanischen Forum geistern zudem einige Beschreibungen von Eigenbauten herum. Getreu dem Motto „nichts ist so gut, als das man es nicht noch besser machen könnte“, begann ich ein paar Zeichnungen anzufertigen. Es sollte kein Silhouettenflieger werden, sondern ein „richtiges“ Modell. Also mussten viele Teile des Rumpfes vorgewölbt werden, da so gut wie kein Teil beim Original eine gerade Struktur aufweist. Wo nicht gebogen werden konnte, wurde, teilweise in mehreren Lagen, der Werkstoff Depron aufgedoppelt.


Zuerst habe ich die Rumpfseitenteile nach Zeichnung gefertigt. Dabei muss ein gutes Übermaß berücksichtigt werden, um die Verwölbung der Seiten auszugleichen. Die Seitenteile wurden angeschliffen und vorsichtig über eine leere Weinflasche gerollt und gebogen. Erst dann bekam der Korpus ein Innenleben in Form von Hilfsspanten. Sie sorgen zudem für ausreichend Stabilität und dienen als Fläche für den späteren Einbau der Technik. Wichtig war dabei war an allen Aussenkanten ein bis zwei Streifen 6mm Depron als Hinterfütterung anzubringen. So kann das Modell nachher sehr rund und gefällig verschliffen werden. Die meisten Bauteile wurden auf Augenmaß erstellt und angepasst.


Da beim BD5 als Tiefdecker die Fläche ganz unten im Modell angesetzt wird, ergab sich somit die Größe und Form der Flächenbasis. Den Flügel habe ich zweiteilig aus 6mm Depron erstellt und mit einem massiven 6er Kiefernholm verstärkt. Weil mir eine platte Fläche zu simpel war, wurde die Flächenoberseite aufgedoppelt und in mühevoller Schleifarbeit mit einem halbsymmetrischen Auftriebsprofil versehen - das gutmütig seinen Dienst tut. Die Fläche wird dadurch auch deutlich verwindungssteifer und robuster. Und mit sauber verrundeten Vorderkanten fügt sich der Flügel optisch besser in das voluminöse Gesamtbild der BD5. Die fertige Fläche wiegt knappe 80g - bei gut einem Meter Spannweite.


Ein bisschen friemelig war das Anpassen der Fläche in den Rumpf. Nach genauem Ausrichten wurden beide Seiten im korrekten V-Winkel fixiert und mit ein paar Reststücken versteift. Sodann wurden die QR mit Strapping-Band anscharniert und das Servobrettchen in den Rumpf geklebt. Die gesamte Technik ist möglichst weit vorne platziert, da der massive Rumpf den Schwerpunkt bereits deutlich hinter die gewünschte Stelle verschob. Deshalb werden auch das Seiten- und das Höhenruder über Bowdenzüge aus dem Cockpit gelenkt.



Das Seitenleitwerk sollte auch etwas plastisch wirken. So wurden mehrere dünne Schichten Depron verleimt und in Form geschliffen. Das ganze habe ich an den Kanten mit Balsa, bzw. Kohlefaserstäben verstärkt.


Das Cockpit bekam eine ausgesprochen große Öffnung verpasst. Diese ermöglicht den bequemen Zugang zu allen Komponenten. Die Kabinenhaube wird vorne untergehakt und hinten von Magneten in Position gehalten. Diese Magnete „ernte“ ich immer aus den Glocken abgewrackter Außenläufermotoren. Sie lassen sich mit ein wenig Krafteinsatz aus der Verklebung lösen und sind aufgrund ihrer Größe und Haltekraft wunderbar für solche Zwecke geeignet. Das ist sinnvolles Recycling!


Die Nase der BD5 habe ich aus vielen aneinander geklebten Lagen Depron geschliffen. Alternativ ginge auch Styrodur – da ich aber kein weißes Material hatte – und das Pinke so schlecht Farbe annimmt, wurde die Rumpfspitze eben etwas aufwendiger hergestellt. Bei solchen Aktionen bitte kein Uhu-Por nehmen – beim schleifen ist dies hinderlich. Holzleim – über Nacht getrocknet – ist hier die bessere Wahl.


Damit war der Rohbau abgeschlossen – und ein imposantes Fluggerät lag vor mir!

Zur Technik
Alle Ruder steuere ich mit digitalen 8g-Servos an. Diese haben sich bei mir in vielen Modellen bewährt und funktionieren präzise und fehlerfrei. Das „Thema Motorisierung“ beschäftigte mich hingegen eine ganze Zeit lang. Da ein Impeller für mich wegen der grausigen Geräuschkulisse ausschied, machte ich den Rückgriff auf den beim Original ebenfalls üblichen Druckpropeller-Antrieb. Aufgrund der Leitwerksgeometrie und Motoranordnung können jedoch nur Luftschrauben bis zu einem Durchmesser von etwa 6 inch (15 cm) montiert werden. Die Aufgabe bestand somit darin, einen leichten, mittelhoch drehenden Motor zu finden, der in der Lage ist, die angepeilten 500g Abfluggewicht bewegen zu können. Nach einigen weniger erfolgreichen Tests, fand ich ein geeignetes Triebwerk in der Grabbelkiste – einen „Kontronik-Micro-Dancer“, der mit nur 46g Eigengewicht eine APC 6x4 Latte ordentlich wuchten kann. Größere Motore hätten den Schwerpunkt ungünstig weit nach hinten verschoben. Dieser wird befeuert von einem „Kokam 3s/1300 H5“, der die benötigten 25 Ampere Spitzenstrom klaglos abliefert. Geregelt wird diese Leistung von einem „40A-Kontronik-Jazz“-Regler. Einem anfänglich verbauten 20A Regler drohte schon nach kurzem Flugeinsatz der Hitzetod. Kontrolle behält der Pilot mittels 2,4Ghz-Technik von Spektrum. Sicher und bislang fehlerlos. Der Motor thront auf einer in alle Richtungen neigbaren Trägerplatte. Durch die erhöhte Heckposition des Motors musste ein ungewöhnlicher Sturz eingestellt werden. Sieht komisch aus – funktioniert aber!

Finish
Um meine kleine Hommage an die legendären Flugstunts meines Lieblingsagenten zu vervollständigen, bekam der BD5 eine gut sichtbare Lackierung in den Farben des „UnionJack“.


Das Empire wurde mit Weiss-Blau-Rot geehrt und der Held einer ganzen Kinogeneration durfte seine Initialen sowie die legendäre Kennung „007“ in der Fläche verewigen.

Mittels Schwämmchen wurde Acrylfarbe aus dem Künstlerbedarf aufgetragen. Ein paar Eddingstriche später war der Vogel bereit für den abschließenden seidenmatten Klarlackmantel.

Abschlussarbeiten
Eine Besonderheit des BD5 wollte ich mir zu nutze machen. Durch die tiefsitzende Fläche und den hochgebockten Pusher-Antrieb wollte ich mittels Bodenstart abheben. Ohne Fahrwerk wohlgemerkt! Also wurde die gesamte Unterseite des Schaumfliegers mit einer kräftigen Lage (44g/qm) Glasfasermatte und Epoxydharz beglast. Lediglich 27g nahm das Gewicht dabei zu. Dadurch wurde die Zelle - und vor allem die Flächen bockhart und resistent gegen Kratzer und harten Bodenkontakt. Es erstaunt immer wieder Anwesende, wenn der BD5 wie ein Auto erst ein paar runden auf der Wiese dreht, bevor er dann mit Vollgas in die Luft steigt. Auch das Landen mit Schleppgas ist so gut möglich. Der Rumpf gleitet wie ein Sumpfboot auf diversen Untergründen.


Und wie fliegt sich das Teil...?
Um es kurz zu machen – toll! Der perfekte Startgrund ist eine frisch gemähte, leicht feuchte Wiese. Mit beherztem Vollgaseinsatz am Boden hebt die BD5 nach rund 20 Metern ab. Dabei gilt es mit dem Seitenruder die Spur zu halten.

In steilem Winkel geht es Himmelwärts. Die Kraft des Antriebs reicht zwar nicht für senkrechte Steigflüge – aber das wäre ja auch nicht originalgetreu. Rollen kommen zügig und präzise. Auch der Rückenflug klappt einwandfrei. Beim Messerflug zeigt sich, warum bei den Filmaufnahmen zum Film „Octopussy“ die Original BD5 - im Messerflug auf einem Auto montiert – durch den Hangar gefahren wird. Das Problem der Filmcrew war auch das meine. Sauberer Messerflug ist nur unter verschärftem Einsatz des Seitenleitwerks und gleichzeitigem arbeiten am Höhenruder möglich. Eine Verlegung des Schwerpunkts – wie in solchen Fällen sonst hilfreich, führt leider aufgrund der Motorposition zu Problemen beim Bodenstart. Ansonsten ist der Bond-Jet lammfromm, segelt sogar und kann mit leichtem Schleppgas auf fast jedem kurzgeschorenen Untergrund sanft gelandet werden. Die erreichbare Geschwindigkeit von maximal 100km/h passt optisch sehr gut zum Modell – die BD5 ist zwar ein Jet – aber kein Pylon-Racer! Mit ein bisschen Phantasie sieht man vor dem geistigen Auge Roger Moore den Knüppel ziehen.

Fazit
Erstaunlich, was man aus dem Werkstoff Depron so alles bauen kann! Mit ein bisschen Improvisationswillen, einigen dutzend Arbeitsstunden und ein wenig handwerklichem Geschick entstand das ansprechende Modell eines legendären Fluggeräts. Die bullige Optik, solide Flugleistungen und das Image des bekanntesten Agenten der Filmgeschichte machen mir viel Spaß. Bonds Tüftler „Q“ hätte seine Freude dran..!